ADAS

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Wem ADAS als Abkürzung nichts sagt (Advanced Driver Assistance Systems), hier die einfache Erklärung: Fahrassistenzsysteme.
Systemen wie dem ABS sind wir weit entwachsen. Schon länger geht es primär nicht mehr darum, dem Auto ein grundlegend neues System zu verpassen. Es werden mehr Airbags eingebaut. Die Software von ABS, ESP und ASR kann immer mehr und Autos fahren faktisch so sicher wie noch nie zuvor.
Doch hört es heute bei diesen Assistenten nicht mehr auf. Längst haben sich Begriffe wie Active Driver Assist, Toter-Winkel-Warner mit Lenkeingriff oder der adaptive Tempomat in die Broschüren moderner Autos gemogelt.
Der Megane verfügt über die meisten der aktuellen Fahrassistenten und bis auf LED-Matrix Scheinwerfer, mit der Möglichkeit den Gegenverkehr oder Passanten partiell abzublenden, fällt mir aus dem Stand nicht ein, welches davon fehlen könnte. (Ganz sicher gibt es bei anderen Herstellern Spielereien, die mir gerade nicht einfallen wollen).
Als Verfechter dieser Systeme und auch Nutzer (das ist nicht so selbstverständlich) bin ich lange Zeit sehr überzeugt davon gewesen, dass autonomes Fahren fast schon möglich sei.
Gerne nenne ich in Verkaufsgesprächen eine Tesla-Probefahrt als Beispiel, bei der das Auto selbstständig auf den Verzögerungsstreifen hinausgefahren und ohne meine Unterstützung von der Autobahn abgefahren ist.
Doch die aktuelle Reise hat meine Sicht ein kleines bisschen geändert.

Active Driver Assist

Tachodisplay mit Google Maps Navigation

Fangen wir mit dem meist genutzten Assistenten an: dem Active Driver Assist, welcher eine Zusammenführung mehrerer Systeme ist. Man kann aber sagen, dass er im gewissen Maße autonomes Fahren ab 60 km/h ermöglicht. Autonom soll hier aber nicht heißen, dass man die Hände vom Lenkrad nehmen darf. Dennoch lenkt das Fahrzeug selbst, verzögert, wenn nötig und beschleunigt auf die gewünschte Geschwindigkeit. Eine wahnsinnig tolle Funktion hierbei ist die Verbindung zu Google Maps. Es ist eine spezielle Google-Maps-Karte hinterlegt und das Auto passt seine Geschwindigkeit an den Straßenverlauf an oder bremst vor Kreisverkehren selbstständig herunter. Das funktioniert allerdings genau dann besonders schlecht, wenn der Straßenverlauf im echten Leben nicht dem der Google-Maps-Karte gleicht. Erst heute bin ich auf einem nagelneuen Stück der E6 gefahren und alle paar Meter wollte das Auto auf gerader Straße bremsen. Die hinterlegte Karte war halt nicht aktuell genug und das Auto dachte ich wäre auf dem alten Straßenverlauf.
Ein großes Problem ist es auch, dass es für mich nicht immer ganz ersichtlich ist, bei welchem Lenkwinkel der Assistent „Halt Stopp!“ sagt und den Dienst einstellt. Mal kann man sehr enge Kurven ohne eigenes Lenken fahren, mal nicht.
Auf verschneiten oder alten Straßen mit schlechter Markierung funktioniert das selbstständige Lenken auch nicht. Irgendwie ja ganz logisch, doch werden die Straßen weiter nördlich eher schlechter.
Welches System aber wahnsinnig gut funktioniert, ist der adaptive Tempomat. Ich fahre ausschließlich mit diesem und liebe es, wenn er an einer Ampel oder Baustelle den Megane (wenn es ein vorausfahrendes Fahrzeug gibt) bis in den Stand bremst. Rote Ampeln als auch Stoppschilder erkennt dieser leider noch nicht, eine Schilderkennung für Tempolimits gibt es hingegen schon. Diese lässt sich auch so einstellen, dass das Fahrzeug automatisch die auf dem Schild angegebene Geschwindigkeit übernimmt. In der Praxis klappt das aus Erfahrung auch super gut. Aber es zeigt sich, dass striktes nach Schildern Fahren in unserer Gesellschaft nicht gerne gesehen ist.
Ein großes Problem mit Markierungen gab es schon in Dänemark. Dänische Autobahnauffahrten haben auf der rechten Seite über viele Meter keine Markierung. Der Megane hat also bei jeder Auffahrt entweder nicht mehr selbst gelenkt oder ist weit nach rechts gezogen, um die Mitte zwischen Fahrlinie, rechtem Streifen und weit entfernter Linie zum Standstreifen zu halten. Selbiges auch in Norwegen, nur sind wir hier sehr wenig Autobahn gefahren.

In Deutschland funktioniert das System auf Autobahnen dafür fast ohne Ausfälle und bis auf Überholmanöver, fahre ich dort mehrere hundert Kilometer am Stück „autonom“. Andere Hersteller können bereits in diesem Modus überholen, heißt: das Auto macht es selbst. Im neuen BMW I5 soll dies sogar durch den Blick in die richtige Richtung passieren. Probefahrt wird gebucht!

360 Grad Kamera und PDC

Rückfahrkamera und Draufsicht

Die 360-Grad-Kamera ist einer der Kaufgründe für den Megane E-Tech. Mir gefällt es sehr gut, alle vier Seiten sehen zu können und Renault hat das meiner Meinung nach auch einfach gut gelöst. Zwar sind es an allen vier Seiten Weitwinkelkameras, die das Bild stark verzerren und nahe Objekte weit entfernt erscheinen lassen, doch gibt einem das die Möglichkeit, genau einzuparken.
Leider lässt sich das Display im Megane nicht so gut von mir fotografieren, sonst gäbe es jetzt per Bild einige Positivbeispiele. Es hilft nichts, ihr müsst zu mir in’s Autohaus kommen, damit ich es euch zeigen kann!
Die PDC, also die Einparkhilfe, tut ihren Dienst wie man es kennt.
Beide Systeme haben aber nach den vielen Kilometern und den Straßenverhältnissen in Nordnorwegen ein großes Problem: sie sehen nichts mehr.
Die Kameras sind so verdreckt, dass weder die Rückfahrkamera noch die 360-Grad-Draufsicht ein brauchbares Bild zeigen.
Teilweise ist das Heck des Meganes so verdreckt, dass sogar die Sensoren der Einparkhilfe den Dienst einstellen und man wieder wie in guten alten Zeiten einparken muss. Das Ergebnis sind eingeschränkte oder gar nicht vorhandene Funktionen und das seit mehr als 1000 Kilometern. Wie schon oft erwähnt, hilft das Waschen des Autos auch nichts, wenn nach 10 Kilometern alles beim Alten ist.

Fazit

Viele Assistenzssysteme, von denen ich sehr überzeugt war (und auch noch bin), kommen hier im Norden ein bisschen in’s Straucheln.
Ich bin sehr gespannt, wie zukünftige Generationen von Fahrzeugen die Probleme lösen werden, die es heute noch gibt. Denn das Ziel kann es nur sein, dass überall irgendwann autonom gefahren werden kann. Nicht nur in passenden Gegenden oder wenn man sein Auto alle 5 Stunden durch die Waschstraße fährt.
Eine kleine Einsicht kommt mir dann aber doch. Bis wir autonom fahren, worauf ich mich sehr freue, werden vielleicht noch zwei bis drei Jahre länger ins Land ziehen, als ich es gedacht habe.
Wenn ich dann irgendwann in meinen Renault Morphoz einsteige, autonom zum Nordkapp fahre….. fahren lasse…. dann wird es auch wieder einen Blog geben. Direkt aus dem Auto heraus.

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