Über Suomi nach Ruotsi

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In meiner Kindheit und später in meiner Jugend wurde mir eingeprügelt auf langen Fahrten folgendes zu hören:
1. Ich bin dann mal Weg – Hape Kerkeling
2. Ein Mann, ein Fjord – Hape Kerkeling
3. Musik von Annett Louisan und Roger Cicero
Bis auf die Musik mache ich das heute, rund 15 Jahre später, noch immer so. „Ein Mann, ein Fjord“ passte natürlich auch wie die Faust aufs Auge. Während man Stunden mit Autofahren verbringt und etappenartig verreist, hat es auch ein bisschen was vom Pilgern. Wenn gleich man viel schneller unterwegs ist.
Die letzten Tage führten uns vom Nordkapp wieder in Richtung Heimat. Natürlich nehmen wir nicht den gleichen Weg zurück und so landeten wir in Finnland.

Enontekiö, Lappland

Auf der Suche nach Strom

Über Lofoten musste ich ja schon herzlich lachen, aber Enontekiö zieht mir komplett den Stecker. Ich brauche auch immer mehrere Anläufe es komplett richtig auszusprechen. Folgendes Gespräch könnte sich so abgespielt haben:
Sophia: „Wohin geht es heute?“
Timon: „Finnland“
Anton „Da, Da, Da, Da“
Sophia: „Aber wohin genau?“
Timon: „Lappland“
Sophia: „Na muss man dir alles aus der Nase ziehen, welche Stadt?“
Timon: „Enotikkiland“
Finnland begrüßte uns mit eisiger Kälte und geschlossener Schneedecke auf den Straßen. Es ist eine neue Erfahrung mit 100 Sachen über Schnee zu fahren. Aber alle anderen hier machen das doch auch!
Es sollte sich auf dem späteren Weg auch noch zeigen, dass der Endgegner nicht verschneite Straßen sind, sondern geräumte.
Angekommen in Lappland wollte ich den nächsten Tag vorbereiten und die Ladeplanung angehen. Problematisch war das ganze, weil im Umkreis von mehreren hundert Kilometern nicht viel war. Zwar gab es erreichbare Ladesäulen, sogar von Tesla, aber nicht ohne erhebliche Umwege.
Das Glück bescherte uns Steckdosen an den Parkplätzen der Unterkunft. Diese sind dort installiert, damit herkömmliche Autos dort ihre Standheizung anschließen können.
Hier sind im Winter Temperaturen jenseits der -20 Grad nicht ungewöhnlich. Nach Rücksprache mit der Unterkunft war die Lösung da. Juice Booster raus, einstecken, einstecken, Auto lädt.

Auf nach Schweden

Irgendwo in Lappland

Heute morgen ging es dann mit vollem Akku in Richtung Schweden. Ein genauer Blick in die Tesla-App zeigte schnell, dass selbst mit vollem Akku keine sinnvolle Ladesäule in Reichweite ist. Alles war fernab vom direkten Weg. Es kommt für uns nicht in Frage, einen Umweg von 30 Minuten zu fahren, damit wir laden können.
Die Elli-App brachte dann eine Lösung. In Pajala, eine kleine Stadt in Schweden, direkt hinter der Grenze, gibt es genau zwei Schnellladepunkte mit 150 kW. Mit der Hoffnung, diese frei vorzufinden, sind wir aufgebrochen. Wieder ging es über tief verschneite Straßen und der Megane zeigte sich verbrauchsfreudig. Das Fahren auf diesem harten aber doch losen Untergrund fordert seinen Tribut und der Verbrauch stieg auf 24 kWh. Das ist viel mehr als wir gewöhnlich verbrauchen. So kamen wir in Pajala auch nur mit etwas mehr als 10 Prozent an und wir hatten Glück! Kein Auto an der Ladesäule. Sekunden nachdem wir die Ladung begonnen hatten, kamen zwei andere Elektroautos. Dann sogar noch ein drittes. Wir hatten also wirklich Glück.
Danach ging es noch eine ganze Weile durch Wälder, Wälder, Wälder. Weit und breit kein Haus zu sehen. Wir waren wirklich im Outback. Alles was wir in Norwegen erlebt hatten, war im Vergleich noch dicht besiedelt.
Doch wir näherten uns immer weiter unserem Ziel, Luleå.

Willkommen in Schweden

LKW mit Holz, verschneit

Die Lebensmittelpreise in Norwegen sind der Hammer. Einige Zeit habe ich mich nun auf Schweden gefreut. Hier gibt es wieder bekannte Geschäfte wie Netto und Lidl. Die Lebensmittelpreise sinken deutlich und wie sich zeigen sollte, ist es einfach ein bisschen mehr wie Zuhause.
Die Erkenntnis dieser Reise ist für mich ganz klar: Zuhause ist es gar nicht so verkehrt.
So toll die Natur hier auch ist und so sehr ich es mag, wie viele E-Autos hier fahren, ein bisschen Heimweh schwingt nach den Wochen mit. Genau so kam mir Schweden dann aber heute auch vor. Bis auf die Sprache erinnert mich alles ein bisschen an Zuhause.
Wir sind heute über eine Landstraße gefahren, auf der man mit 110 fahren durfte! Wahnsinn.
An der Unterkunft angekommen, mal wieder dieses „Wow“ Gefühl. Wir wohnen die nächsten zwei Nächte in einem Tiny House, welches wundervoll eingerichtet ist.
Die Vermieterin hat vorab schon angekündigt, dass es im Kühlschrank etwas geben wird. Als wir dann das Haus betreten haben, lag hier sogar ein Teddy für Anton. Schweden, in diesem Fall Diana und Håkan, empfängt uns mit offenen Armen.
Zusätzlich können wir hier im Hof an der Wallbox laden. Bis auf die Größe ist die Unterkunft hier auf Augenhöhe mit PederStua, wo wir auf den Lofoten wohnten.

Die Sache mit der Akkuheizung

Die deutlich erkalteten Temperaturen lassen mich jetzt weitere Funktionen des Megane testen. Dieser verfügt über einen mit Flüssigkeit gekühlten bzw. gewärmten Akku.
Ein Akku lässt sich besonders gut laden, wenn dieser bei 30-40 Grad temperiert ist. Dies ist bei -5 Grad Außentemperatur natürlich nur schwer möglich. Der Effekt bei kalten Temperaturen an der Ladesäule ist, dass der Akku sich nur mit reduzierter Leistung laden lässt.
Doch wenn man im Navi des Megane eine Ladesäule anpeilt, wärmt dieser den Akku vor. Hierzu muss man dem Megane auch ein bisschen Zeit geben. Bei aktuellen Außentemperaturen sollten es durchaus 30 Minuten Vorlauf sein. Heute also der Test. Mit kaltem Akku zum ersten Ladehalt gestartet, ohne die Ladesäule im Navi einzugeben. Ergebnis: 59 kW. Dies ist weniger als die Hälfte der möglichen Ladeleistung.
Als nächstes habe ich im Navi den Teslacharger meiner Wahl als Ziel eingegeben. Angekommen mit ähnlichen SoC (State of Charge), also dem Ladezustand, lud der Megane mit 128 kW. Dies entspricht sozusagen der vollen Leistung. Nicht nur ist der Peak am Anfang höher, grundsätzlich ist auch die Ladekurve eine viel bessere.
Zum Thema Ladekurve, Ladepeak, SoC, SoH (State of Health), etc. sehen wir uns in einem anderen Artikel wieder.

Die Sache mit den Hörbüchern: Die beiden Hape-Hörbücher sind für eine so lange Reise natürlich zu wenig. Weiter geht es aktuell mit Arbeit&Struktur von Wolfgang Herrndorf. Dieses Hörbuch endet bald aber auch. Welches Hörbuch sollen wir jetzt hören? Wir bitten um Empfehlungen.

2 Antworten zu „Über Suomi nach Ruotsi”.

  1. Avatar von Martin Gerhardts
    Martin Gerhardts

    Ich lese gerade „Die 12 Gesetze der Dummheit“. Vielleicht gibts das ja auch als Hörbuch.
    Jetzt habt ihr mal am eigenen Leib erfahren, was EU ist und was Ronny gemeint hat, als er über die Norweger gemeckert hat.

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  2. Avatar von Tanja Gerhardts
    Tanja Gerhardts

    Da wir ja irgendwie alle hinten auf der Rückbank mitfahren – müssen natürlich auch die richtigen Geschichten zu hören sein – ich hol dann mal die Keule raus 😉

    Der Hundertjährige, der aus dem Fenster stieg und verschwand – Jonas Jonasson

    Die Analphabetin, die rechnen konnte – Jonas Jonasson

    oder wenn es noch was von Hape sein darf: Der Junge muss an die frische Luft.
    Hier gibt es aber ein paar ziemlich traurige Abschnitte.

    Noch viel Spaß und eine schöne Zeit – LG Tanja

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